Hanoi

 

(Leipzig – Frankfurt – Kuala Lumpur – Hanoi)

17./18.11.2004
Unsere Urlaubsreise begann um vier Uhr morgens.
Ein Bekannter fuhr uns zum Leipziger Hauptbahnhof und der ICE um 05.20 Uhr brachte uns pünktlich (was es ab und zu noch geben soll) zum Airport nach Frankfurt – dort startete die Boing 777 von Malaysia Airlines und sicher landeten wir in Kuala Lumpur.
Bis zu unserem Weiterflug nach Hanoi hatten wir noch zwei Stunden Zeit, und dösten so noch ein wenig in den Liegestühlen in der Halle vor den Gates.

Der Flug nach Hanoi verlief reibungslos und wir brachten die dortige Pass- und Zollkontrolle normal und schnell hinter uns. Im Flugzeug hatten wir das dort ausgeteilte Zollformular ausgefüllt, von dem ein Durchschlag vom Zoll einbehalten wird. Das restliche gelbe Exemplar verstauten wir sicher im Umschlag unserer Pässe, denn es wird bei der Ausreise unbedingt wieder benötigt.
Nach dem Empfang des Gepäckes werden beim Verlassen des Airports die Abschnitte am Gepäck mit den Aufklebern auf den Flugtickets verglichen und einbehalten – somit kann keiner mit einem fremden oder zusätzlichen Gepäckstück den Flughafen verlassen.

In der Vorhalle wechselten wir gleich unsere ersten 50 Euro in Dong und wurden so zum Millionär. Wir bekamen auch einige Dong-Münzen, welche es seit 2002 wieder in Vietnam gibt.
Ein Taxifahrer bot uns noch in der Halle sofort seine Dienste an – wurde aber von einem Polizisten ziemlich unsanft vertrieben – welcher uns einen Hinweis auf einen bereitstehenden Minibus gab. Dieser fuhr uns, als seine neun Plätze besetzt waren (Sammeltaxi) für zwei Dollar pro Person direkt vor das von uns angegebene Hotel.
Hier wurden wir freundlich empfangen, unsere Rucksäcke an die Rezeption getragen und wir bekamen die Zimmer 101 (Lärm von Rezeption) und 407 (ruhig).

Das Hotel „Hong Ngoc“ liegt sehr zentral in einer relativ ruhigen Seitenstraße und hat saubere Zimmer mit schön geschnitzten dunklen Möbeln, Kühlschrank mit Bar, Klimaanlage und TV. Auf dem Tisch standen heißes Teewasser in einer Thermoskanne sowie Teebeutel bereit.
Der Schlüsselanhänger dient, wie oft in asiatischen Hotels als Hauptschalter für die Elektrik – Die Steckdosen und die Klimaanlage blieben aber bei Verlassen des Zimmers in Betrieb an.

Die Wünsche für das Frühstück am nächsten Morgen werden abends auf einem Zettel angekreuzt (Baguette, Butter, Erdbeermarmelade, Ei, Kaffee, Tee, Nudelsuppe). Frühstückszeit ist von 5.30 bis 12.00 Uhr.
In den Zimmern befanden sich, wie übrigens auch in allen folgenden Hotels, Seife, Zahnbürsten, Zahnpasta sowie Hauslatschen (wenn man kleine Füße hat, passen diese sogar).

Als erstes erkundeten wir die Umgebung des Hotels und machten unsere ersten Versuche, die von einem nicht versiegenden Strom von Mopeds durchflossenen Straßen zu überqueren, was – wir konnten es kaum glauben – auch auf Anhieb gut gelang.

Wir waren durch die gelesenen Berichte vorgewarnt und deshalb ermutigt, die Straße ohne Stehen zu bleiben zu überqueren. Nichtsahnende warten sicher ewig aber vergebens auf eine Lücke im Fahrzeuggewusel.
Dieses kribbelnde Gefühl sicheren Straßenüberquerung lernten wir auf unserer Reise noch sehr oft kennen. Die Vietnamesen scheinen einen siebten Sinn zu besitzen, der sie befähigt sich – ohne anzustoßen – in dem wirklich unglaublich dichten Verkehrsgewimmel zu bewegen.
Man muss es selbst erlebt haben, sonst glaubt es einem keiner – aber es funktioniert!

Am meisten beeindruckten uns die Autos mit glänzendem Lack ohne Kratzer und Beulen, welche sich in hauchdünnem Abstand durch den Strom von Mopeds bewegten.

Unser erstes Ziel war TravelToVietnam, wir hatten in Deutschland auf der Website des Reiseanbieters eine Tour in die Halongbucht mit einem sehr guten Preis-/Leistungsverhältnis gefunden. Dank des mitgenommenen Stadtplanes (natürlich aus dem Internet ausgedruckt) fanden wir das kleine Geschäft auch sofort und wurden von dem englisch sprechenden Angestellten Pham Tuyen (Tel.: 09 13 30 55 79) sehr freundlich mit Tee bewirtet und kompetent beraten.

Wir buchten die zweitägige HalongBay-Tour mit Übernachtung auf dem Boot für 30 Dollar pro Person (incl. Busfahrt, Bootsfahrt, Übernachtung und Essen)und machten bei einem weiteren Tee noch den Inlandflug von Hanoi nach Saigon perfekt, den wir mit Kreditkarte bezahlten. Die Flugtickets werden uns morgen 17.00 Uhr ins Hotel gebracht.
Weil das Unternehmen einen guten Eindruck auf uns machte, ließen wir uns noch ein Angebot für eine private Tour nach Cuc Phong und Mai Chau machen, welches man uns morgen mit den Ticket mitteilen wird.

Auf unserem Bummel in Richtung Wasserpuppen-Theater wollte eine Warenträgerin unbedingt, dass Monika deren an einer langen Tragestange befestigten Körbe für ein Foto auf die Schulter nimmt.
Dafür haben wir ihr danach auch eine Ananas und eine Hand voll Bananen für je 10.000 Dong abgekauft.

Nachdem Harry ein schönes neues „Original“ Nike-Basecap für fünf Dollar erstanden hatte wollten wir uns an der Kasse des Theaters für den nächsten Tag Karten kaufen, da es aber nur eine Vorstellung um 15.00 Uhr gab, entschlossen wir, gleich die 20 Uhr-Vorstellung zu besuchen.

Nach dem Kauf der Tickets für je 40.000 Dong schauten wir uns die etwa einstündige interessante Vorstellung an.
Ab und zu ertappte ich mich, wie ich einnickte und ich glaube, ich habe auch einige Minuten geschlafen, was aber nicht an der Vorstellung lag, sondern daran, dass seit unserer Abreise in Deutschland mittlerweile 30 Stunden vergangen waren.
In einer der viele kleinen offenen Lokale bezahlten wir für für zwei Coca-Cola, zwei Mineralwasser, vier Pho Suppen und zwei Riesengarnelen 63.000 Dong (ca. 3,15 Euro).

19.11.2004
Durch die Zeitverschiebung waren wir bereits um vier Uhr wach. Da wir uns erst für 9 Uhr zum Frühstück verabredet hatten, entschlossen wir uns um 7 Uhr zu einem morgendlichen Spaziergang durch Hanoi.
Die Stadt war natürlich schon voll auf den Beinen und der Verkehr brummte und hupte. Wir schlenderten zum Hoa Kiem See, der noch im Morgendunst lag, wo sehr viele Leute an seinem Ufer ihrer täglichen Morgengymnastik nachgingen – es waren auch einige Profis dabei.

Nach dem Frühstück stand der Dong Xuon Market auf unserem Programm, den wir nach einem ca. 15-minütigen Fußmarsch mitten in der Altstadt fanden. In diesem größten Markt Hanois fand man alles, was das Herz begeht und wir waren erstaunt über das Warenangebot in Vietnam. Allerdings kann sich der Durchschnitts-Vietnamese auf Grund des geringen Einkommens die meisten Dinge nicht leisten.

Neben Dingen des täglichen Bedarfs interessierten uns am meisten die für uns ungewöhnlichen Angebote wie getrocknete Seepferdchen und -sterne, sowie lebende Hunde, Katzen, Leguane und anderes Getier.
Kleidung und Stoffe waren in unvorstellbaren Mengen vorhanden und ständig bahnten sich mit riesigen Kartons beladene Mopeds ihren Weg durch die mit Menschenmassen gefüllten engen Gänge, um die Berge noch größer anwachsen zu lassen.

Wir begnügten uns mit dem Kauf von 100 Gramm Cashewkernen für 1.100 Dong.
Da unsere nächsten Ziele etwas weiter in der Stadt verstreut lagen, entschieden wir uns, vier Cyclos zu nehmen. Auf unserem Spaziergang waren wir oft genug von Cyclofahrern angesprochen worden, aber – wie das immer so ist – wenn man einen braucht, ist keiner da.
Nach kurzem Suchen fanden wir jedoch einen einzelnen Fahrer – und nachdem wir unseren Wunsch nach vier Cyclos ausgesprochen hatten, erschienen wie aus dem Nichts drei weiter Cyclos samt ihren Fahrern.
Nach langem Hin und Her einigten wir uns auf zwei Dollar pro Cyclo und Stunde – und ab ging es zu einer abenteuerlichen Fahrt mitten durch den zäh dahinfließenden Strom hupender und knatternder Mopeds.

Unsere Ziele waren die Chua Tran Quoc Pagode im Norden, das Ho Chi Minh Mausoleum, die Einpfahlpagode Chua Mot Cot, sowie Literaturtempel Van Mieu (Eintritt 5.000 Dong).
Zwischenzeitlich warteten die Cyclos auf uns und so wurden wir von Station zu Station geradelt.
An der Chua Tran Quoc kauften wir uns einige schöne bedruckte T-Shirts für zwei und bestickte für drei Dollar.

Das HCM-Mausoleum war geschlossen, was nicht weiter schlimm war, da wir auch nicht die Absicht hatten, uns in einen langen Strom von Menschen einzureihen, um Onkel Ho zu betrachten. Gegenüber dem HCM-Mausoleum brauchten unsere Frauen eine Toilette für 1.000 Dong.
Die Einpfahlpagode liegt in einem schön angelegten kleinen Park und ist ein idyllischer Ort abseits des lauten Verkehrslärms.

An unserem letzten Ziel, dem Literaturtempel bezahlten wir unsere Cyclos. Seit Beginn der Tour waren eineinhalb Stunden vergangen und so bezahlten wir drei Dollar pro Fahrer. Diese wollten zwar mittlerweile je acht Dollar haben, was aber gegen die Abmachung war und somit legten wir die insgesamt zwölf Dollar auf den Sitz und machten freundlich aber bestimmt klar, dass wir nicht mehr zahlen würden.

Vor dem Park des Tempels gaben wir einigen behinderten Vietnamesen eine Spende (2.000 Dong).
Das Gelände des Tempels, in das man mit einem 5.000 Dong Ticket reinkommt, ist auf jeden Fall sehenswert und wir hatten das Glück, dass in einem Gebäude einige Musiker auf typisch vietnamesischen Instrumenten musizierten. Der Park wurde mit roten Lampions und bunten Bändern geschmückt, da am Wochenende eine Festlichkeit bevorstand.
Auf unserem Fußmarsch zurück in Richtung Hotel ließ ich mir von einem Händler noch ein Kilo Longan-Früchte für einen Dollar (erst wollte er drei) aufschwatzen.
Am Zaun hatte ein fliegender Friseur sein Geschäft eröffnet und schnitt in aller Seelenruhe einem Kunden die Haare.

Vorbei an der St. Joseph Katedrale (Nha Tho Lon) liefen wir zum See wo wir uns auf der Terrasse der fünften Etage des City View Café in der Dinh Tien Hoang Street bei Tee (7.000 Dong) und Fruchtshakes (10.000 Dong) von dem längeren Fußmarsch erholen und nach dem Verkehrsmief, den Tausende Mopeds mit Ihren Auspuffgasen verursachen, wieder tief durchatmen konnten.
Von unseren Sitzplätzen aus beobachteten wir das unten tobende Verkehrschaos aus respektabler Höhe und schälten unsere gekauften Longans.

Pünktlich 17 Uhr waren wir zum gestern vereinbarten Treffen mit dem freundlichen Herren von TravelToVietnam im Hotel wo wir unsere Flugtickets für Saigon bekamen und die Tour mit Privatfahrer und -giude zum Cuc Phong Nationalpark für 108 Dollar pro Person buchten.
Abends bummelten wir noch etwas durch die unzähligen kleinen Läden und Stände, kauften uns schöne handbemalte Seidenkrawatten (zwei bis drei Dollar) und aßen im gleichen Lokal wie gestern. Ich ließ mir eine Krabbe (70.000 Dong) schmecken und die anderen stellten sich in der Auslage ihr Essen zusammen, was dann doch nicht ganz so wunschgemäß war, denn Fleisch und Gemüse waren kalt.

Auf dem Rückweg zum Hotel blieben wir an einem Stand hängen, wo man frische Teigröllchen in Öl briet, welche man sich dann zusammen mit einer leckeren scharfen Soße auf Minihockern am Straßenrand schmecken lassen konnte (zehn Stück für 5.000 Dong).
Da wir von der scharfen Soße mächtigen Durst bekommen hatten, löschten wir ihn in einem Restaurant gleich neben unserem Hotel mit Hanoi Bier (14.000 Dong) und Jasmintee (5.000 Dong).