Bahir Dar

 

21. März 2016 – Fahrt nach Bahir Dar

Nach einer kurzen Nacht klingelte der Wecker bereits 4.30 Uhr, denn wir hatten eine lange Strecke von 560 km zu bewältigen. Um 5 Uhr mussten die Koffer zum Verladen auf das Busdach bereit stehen und es gab Frühstück mit Rührei, gekochten Eiern, Gemüse, Toast, Kuchen und Obst.

Pünktlich um 6 Uhr startete dann der Bus in nördliche Richtung. 
Gegen 8 Uhr erreichten wir den Parkplatz des „Debre Libanos Klosters“. Nach einem kurzen Fußweg zusammen mit zahlreichen Pilgern erblickten wir die silberne Kuppel der Kirche. Nach der kurzen Erklärung eines Priesters besichtigten wir das Innere der Kirche mit ihren schönen bunten Glasfenstern und vielen ins Gebet vertieften Pilgern.

Eine Stunde später fuhren wir weiter, um kurz danach einen Stopp an der Portugiesischen Brücke einzulegen. Von der Straße war es nur ein kurzer Fußweg bis zu der Steinbrücke, von der wir einen wunderbaren Ausblick in ein Tal hatten.
Auf der Weiterfahrt konnten wir noch in 50 Meter Entfernung einige endemische Blutbrustpaviane entdecken, die aber leider schnell die Flucht ergriffen.

Gegen 11 Uhr hatten wir bereits eine beachtliche Höhe erreicht und hielten nach einer Kurve an einem Aussichtspunkt, von wo man einen fantastischen Ausblick in die Schlucht mit dem Blauen Nil und die Brücke hatte. Sofort waren einige Jungen da, die uns äthiopische Zahnbürsten verkaufen wollten. Diese bestehen aus einem dünnen Zweig, dessen Ende mit den Zähnen zerkaut wird, bis es zerfasert und dann als Bürste dient. Wir kauften dem Jungen eine ab und schenkten ihm dazu eine neue deutsche Zahnbürste, die wir im Gepäck hatten.

Nach einer kurvenreichen Abfahrt in das Tal erreichten wir die Brücke über den blauen Nil. Diese wird bewacht und ein übereifriger Polizeibeamter lies uns alle aussteigen und in einer Reihe zur Passkontrolle anstellen.
Gegen 13 Uhr erreichten wir zum Lunch den kleinen Ort Dejen, wo wir auf dem Freisitz eines kleinen Restaurants unsere am Vorabend ausgewähltes Sandwichs essen konnten. Dazu konnte man sich Getränke bestellen.
Ein Softdrink pro Mahlzeit war auf der gesamten Reise frei. Bier und Wein mussten selbst bezahlt werden.
Die Toiletten waren etwas gewöhnungsbedürftig (besonders die für die Herren), aber in anderen Ländern hatten wir schon schlechtere erlebt.

Nach einer Stunde fuhren wir weiter in Richtung Bahirdar, um nach zwei Stunden wieder eine Pause einzulegen. Diesmal konnten wir in Dembecha ein Schnapsverkostung machen. Der Ort ist durch seine vielen privaten Schnapsbrennereien bekannt und überall stehen an den Straßenrändern Flaschen zum Verkauf. Wir ließen uns den Knoblauchschnaps schmecken, der sicherlich einige gehörige Prozente Alkohol besaß. Vor dem Laden wurden Kissen und andere Waren verkauft.

Nach weiteren zwei Stunden erreichten wir gegen 19 Uhr unser heutiges Ziel, das „Addis Amba Hotel“ in Bahir Dar, um dort die nächsten zwei Nächte zu verbringen. Die Zimmer waren wieder okay und nach etwas Frischmachen und Umziehen konnten wir um 20 Uhr das Dinnerbuffet im Speiseraum einnehmen.

22. März 2016 – Die Fälle des Blauen Nil

Heute brachen wir um 8 Uhr nach dem Frühstück mit dem Bus zu den Wasserfällen des Bauen Nils auf, die sich ca. 30 km südlich von Bahir Dar am Fluss Abbai befinden.

Nachdem wir Bahir Dar verlassen hatten, bewegte sich unser Bus mühsam über eine staubige, holprige Piste vorbei an ärmlichen Hütten. Es waren dort viel Menschen mit unterschiedlichsten Transportmitteln unterwegs, die Mehrzahl aber zu Fuß. Unser Guide hielt an einer Hütte, wo die Familie die Zubereitung von Brot zeigte. 
Monika und ich fanden allerdings den Kontakt zu den Frauen und Kindern auf der anderen Straßenseite interessanter – hier verschenkten wir viele Kuscheltiere und Kindersachen.

Fast am Ziel angekommen stiegen wir im Dorf Tis Issat aus dem Bus und erreichten nach einem kleinen Fußweg den Fluß, um mit einem Boot überzusetzen und unsere Wanderung zu den Nilfällen zu beginnen. Unterwegs kauften wir einer jungen Frau eine Kette mit einem silbernen Maria-Theresia-Taler ab. Diese Taler galten hier bis 1946 als Zahlungsmittel, heute tragen sie sehr viele Frauen als Zeichen des Reichtums um den Hals.
Nach ca. 20 Minuten erreichten wir die 42 Meter hohen Fälle, die leider seit der Inbetriebnahme einiger Wasser-Kraftwerke in der Trockenzeit nur noch eine bescheidene Wassermenge zu bieten haben. Beeindruckend waren sie auf jeden Fall dennoch. 
In der Zwischenzeit hatte sich ein junger Mann zu uns gesellt, mit dem wir einen kleinen Small Talk in Englisch führten und der sich als Student für Touristik ausgab. Er machte auch einige Bilder mit unserer Kamera von uns und half Monika das eine oder andere Mal bei der Überwindung kleinerer Unebenheiten auf dem unwegsamen Wanderweg, obwohl wir ihn nie darum baten – irgendwie ließ er sich nur schwer abschütteln. 
Am Ende unserer Wanderung, die für einige ältere Reiseteilnehmerinnen doch eine mittlere Herausforderung darstellte, gaben wir ihm dann umgerechnet 8 Euro Trinkgeld, was für äthiopische Verhältnisse nicht wenig Geld ist. Er verlangte jedoch mindestens das Doppelte für seine ungewollte Begleitung. Aber nicht mit uns…

Nach unserer Rückfahrt konnten wir um 12 Uhr vom Buffet im „Lake Shore Resort“ mit einem wunderbaren Blick auf den Tana-See auf der Terrasse unser Lunch einnehmen.

Über den Tana-See zu den Inselklöstern

Um 14 Uhr startete eine Bootsfahrt über den größten See Äthiopiens – den Tana-See – zu den Inselklöstern „Ura Kidane Mihret“ und „Azwa Mariam“. Am Steg der Insel angekommen, beobachteten wir, wie ein Mann mit einem Papyrusboot in See stach. In einem kleinen Gasthof konnten wir uns zunächst bei kühlen Getränken erfrischen, bevor die Wanderung zum ersten Kloster begann. Auf dem schattigen Weg waren viele kleine Stände mit Souvenirs aufgebaut. Kleine Jungen halfen ihrer Mutter, indem sie Kuhdung herantrugen, den sie auf den Ladentischen ausgebreitete wie bei uns zu Hause die Tischdecken.

Beide Klöster sind sehenswert und sehr interessant. Im zweiten Kloster ging Monika anschließend noch zu einem Klosterschüler, der vor seiner Hütte saß und scheu die asketische Einrichtung zeigte. Diese bestand aus einer aus Zweigen geflochtenen Schlafstätte, einer kleinen Feuerstelle und einem Steinblock, der als Sitzmöglichkeit diente. Die Entscheidung eines jungen Mannes, Mönch zu werden, kann nicht rückgängig gemacht werden, erklärte unser Reiseleiter.

Nach der angenehmen Boots-Rückfahrt fuhren wir mit dem Bus ins Hotel – dort wartete nach den erlebnisreichen Tag schon das Abendessen auf uns.