Bundesstaat Tamil Nadu

 

24.1. Chennay – Mahabalipuram – Pondicherry (170 km)

Bereits um 6.30 Uhr wurden wir per Telefon geweckt, um 7 Uhr mussten die Koffer vor der Zimmertür stehen und es gab Frühstück. Die Abfahrt erfolgte pünktlich um 8 Uhr.
Die Stadtrundfahrt durch Chennay wurde begleitet durch Menschengewimmel, Rikscha-Geklingel, knatternde Mopeds und Hupkonzerte.
Unser erstes Ziel war der Kapaleeshwarar-Tempel. Die Fotoerlaubnis kostete 25 Rupien. Schöne Motive sind die beiden Tortürme und der eigentliche Tempel im Inneren, die reich mit bunten Stuckfiguren verziert sind. 
Der Hindu-Tempel ist im für Südindien typischen Dravida-Stil erbaut. Im Hofe des Tempels begegneten wir vielen Pilgern, die in ein Gruppengebet vertieft waren.

Danach fuhren wir am Marina-Beach vorbei zur San Tome-Kathedrale. Diese römisch-katholische Kirche wurde erst um 1890 erbaut.

An dieser Stelle erklärte uns unser Reiseleiter Mr. Sing, dass er für die Trinkgeldkasse von jedem Reisenden 10 Euro pro Woche einsammelt. Die zweite Information überraschte uns, denn er teilte uns mit, dass es an allen Tagen keine Zeit für eine Mittagspause gibt bzw. dass es keine geeigneten Restaurants auf unserer gesamten Route gibt. Stattdessen bekommen wir täglich pro Person 2 Bananen. 

Auf der Weiterfahrt nach Pondicherry machten wir Halt in der Kleinstadt Mahabalipuram. 
1,5 km südlich des Ortes besichtigten wir die beeindruckenden Pandava Rathas. Das sind fünf Scheintempel sowie mehrere Tierfiguren, welche vermutlich im 7. Jahrhundert aus großen Granitblöcken herausgearbeitet wurden. Erst im 19. Jahrhundert entdeckten die Briten diese vom Sand verschüttete Anlage wieder.

Weiter ging es zum zweiten Highlight des Ortes, dem für den Hindugott Shiva gewidmeten Küstentempel. Auf dem Wege dorthin fuhren wir an einer Treppe eines Waschplatzes vorüber, auf der sich zahlreiche Menschen erfrischten.

Am Parkplatz angekommen, begegnete uns auf dem gut ausgebauten Fußweg zum Tempel eine Schulklasse. Die Kinder kamen, wie auch auf der weiteren Reise, gern mit uns Touristen ins Gespräch und testeten ihre Englisch-Kenntnisse (wie auch wir unsere ;-)). 
Der Ausblick auf den wunderbaren Strand weckte in uns mehr den Wunsch zum Baden, als weiter in der sengenden Sonne zum Tempel zu laufen. Doch wir waren ja schließlich auf einer Rundreise und nicht auf Erholungsurlaub!

Der Küstentempel ist vermutlich im 8. Jahrhundert entstanden und von einer Mauer umgeben, welche mit zahlreichen Nandi-Bullen, dem Reittier Shivas, geschmückt ist. Forscher haben herausgefunden, dass die aus Granit gefertigten Skulpturen früher mit bemaltem Stuck überzogen waren.

Der nächste Stopp war für uns der absolute Höhepunkt, das einzigartige 12 m hohe und 33 m breite UNESCO-Weltkulturerbe „Herabkunft der Ganga“ aus dem 7. Jahrhundert. 
In zwei mächtige Felsen wurde hier ein riesiges Relief gemeißelt. Der Spalt zwischen Ihnen wurde ins Bild mit einbezogen und stellt den Ganges dar, der vom Himmel auf das dürstende Indien herabgeschickt wurde. Alle Götter- und Menschengestalten sowie die vielen Affen- und Elefantengruppen beziehen sich auf diese Ereignis.
Im Spalt zwischen den beiden mächtigen Felsen ist Shiva abgebildet. Besonders beeindruckend sind die Abbildungen des einfachen Lebens der damaligen Zeit.
Gleich neben der Anlage fanden wir einen Park in dem man neben einem kleinen Tempel auch riesige Felsbrocken bestaunen kann. Besonders beeindruckend war für uns „Krishna’s Butter Ball„, eine riesige Felskugel, bei der man befürchtet, dass sie jeden Moment herunterrollen könnte.

Weiter ging die Fahrt in Richtung Pondicherry. Nach der täglichen Bananenfütterung im Bus machten wir noch einen Stopp in Auroville, einem Ort, an dem Menschen aller Nationen und Religionen friedlich zusammenleben.

Auf einem gemütlichen Wanderweg spazieren wir in Richtung Matrimandir, dem in der Sonne glänzenden sakralen Zentralgebäude, welches Bewohnern und Besuchern Aurovilles als Ort der Meditation dient und keiner Religion oder Sekte zugeordnet ist.

1968 wurde dieses Stadtprojekt nach der Gesellschaftstheorie des Yogi Sri Aurobindo von seiner Schülerin Mirra Alfassa gegründet. Die ehemalige Wohnstätte (Ashram) und das Grab von Sri Aurobindo wollten wir heute Nachmittag in Pondicherry besuchen.

Wir fotografierten das Gebäude aus der Ferne und spazierten anschließend zurück zum Bus. Beeindruckend war ein riesiger „Walking Tree“, der seinen Namen von den herabhängenden Luftwurzeln hat, die im Boden anwachsen und wie Beine wirken, auf denen sich der Baum fortbewegen kann.

Gegen 17 Uhr kamen wir in Pondicherry an und statteten der Sri Aurolindo-Ashram-Grabstätte, an der zahlreiche Pilger in Meditation versunken waren, einen kurzen Besuch in Socken ab. Das Fotografieren und Srechen war hier streng verboten.

Nach einem kurzen Besuch des Strandes und der Uferpromenade, an der einige Mädchen für die Parade zum Nationalfeiertag das Marschieren übten, checkten wir nach 18 Uhr im Hotel „Atithi“ ein.

Nach einem köstlichen Abendbuffet bastelte Jürgen im Bad eine Vorrichtung zum Trocknen unserer Socken, die vom Besuch des Ashram völlig verstaubt waren. Um 21.30 Uhr lagen wir, noch immer etwas vom Jetlag gezeichnet, im Bett.

25.01. Pondicherry – Tanjore (170 km)

Heute konnten wir eine halbe Stunde länger schlafen und fuhren nach dem Frühstück um 8.30 Uhr ab.

Nach einer Stunde Fahrzeit besuchten wir einen kleinen Obst- und Gemüsemarkt in Cuddalore. Zuerst wollte uns ein Polizist den Zugang verwehren, nach einer kurzen Erklärung unseres Guides durften wir bleiben und uns umschauen. 
Das Angebot bestand hauptsächlich aus Bananen, Kokosnüssen und Mandarinen. Zwischen den Abfällen suchten einige heilige Kühe nach Fressbarem. Wir kauften für 20 Rupien einige Mandarinen, um nicht nur als Gaffer erschienen zu sein.

Nach weiteren etlichen Fahrkilometern hatten wir die Möglichkeit, in Pitchavaram an einer 50 minütigen Bootsfahrt durch die Mangroven teilzunehmen. Außer einigen Reihern und jeder Menge Mangroven bekamen wir leider weiter nichts zu sehen. 
Da waren die Fischer, die geschickt in großem Bogen ihre Netze auswarfen, noch das Interessanteste, was wir beobachten konnten.

Die lange Weiterfahrt wurde durch einen Stopp in einem typischen Dorf unterbrochen und wir konnten das Dorfleben beobachten. Einige nette Bewohner luden uns sogar zur Besichtigung in ihre sehr einfachen aber ordentlichen Häuser ein.

Dann ging es weiter nach Tanjore. Zunächst besichtigten wir den Brihadeshwara-Tempel aus dem 10. Jahrhindert. Er gilt als Wahrzeichen der Stadt und außerdem mit seinen perfekten Symmetrien, zahlreichen Fresken und Malereien als großartigster Tempel, der je in Indien errichtet wurde. Am Eingang wurden wir als einzige ausländische Touristen wieder von einigen Klassen Schulkindern herzlich begrüßt und bestaunt.

Bemerkenswert ist die Kuppel des 63 m hohen Tempels. Sie wurde aus einem über 75 Tonnen schweren Granitblock hergestellt und wurde auf einer 6 km langen Rampe auf die Spitze transportiert. Auch die zweitgrößte Nandi Indiens, die ebenfalls aus einem Stück besteht, lohnt einen Besuch.

Interessant war es auch, die vielen indischen Pilger und Besucher zu beobachten, die es sich überall zum Gebet bequem gemacht hatten. Vier verschleierte Mädchen getraute ich mich zuerst nicht zu fotografieren, nach einer fragenden Geste meinerseits und freundlichem Nicken als Antwort durfte ich es jedoch tun.

Gegen 18.00 Uhr wurden wir sehr nett mit einer Kette aus kleinen Sandsteinkugeln im Hotel „Parisutham“ empfangen. Das Abendbuffet war am Pool aufgebaut und es wurde eine Tanzshow vorgeführt. 
Leider zeitgleich mit dem Essen, so dass man der wirklich guten Tänzerin nicht die nötige Aufmerksamkeit schenken konnte.

26.01 Tanjore – Trichy – Madurei (200 km)

Eine lange Fahrstrecke lag heute vor uns und so hieß es nach einem guten Frühstück im Hotel um 7.30 Uhr Abfahrt.
In Trichy machten wir Stopp, um uns das Rock Fort anzusehen. Nachdem wir uns, wie überall in den heiligen Stätten unserer Schuhe entledigt hatten, ging es barfuß die 437 Stufen hinauf. Dort wurden wir mit einer herrlichen Aussicht belohnt.

Die Festungsanlage auf dem Felsen entstand 17. Jahrhundert. Auf der Spitze besuchten wir kurz den Uchi-Pillayar-Tempel.

Auf dem Rückweg zum Bus schauten wir zwei jungen Frauen beim Schmücken des Fußbodens vor einem Geschäft zu. Wir hatten diese mit Kreide gezeichneten Muster schon unterwegs vor vielen Hauseingängen gesehen. Hier allerdings wurden die Muster mit farbigem Sand ausgefüllt.

Weiter ging die Fahrt nach Madurei. Die Straße war in einem sehr guten Zustand und so wurden wir bereits um 13.00 Uhr mit einer Kette aus Jasminblüten im Hotel „JC Residency“ nett begrüßt. 
Da die Abfahrt zur Besichtigung erst um 15.00 Uhr erfolgte, ließen wir uns im Hotelrestaurant ein schmackhaftes Mittagsbuffet schmecken (1.400 Rupien pro Person); endlich mal keine Bananen!!

Auf dem Besichtigungsprogramm stand als nächstes der Besuch des Thirumalai-Nayak-Palastes aus dem 17. Jahrhundert.
Er wurde 1636 von König Thirumalai Nayak erbaut und ist eine klassische Mischung verschiedener Stile. 
Das zu besichtigenden Gebäude war der Hauptpalast, in dem der König lebte und umfasst nur ein Viertel des ursprünglichen Palastkomplexes. Im Inneren konnten wir wunderschöne Stuckarbeiten betrachten.

Anschließend war der Besuch der Minakshi-Tempelanlage mit ihren neun steilen treppenförmigen Türmen geplant. Die Türme mit einem farbigen Rausch dicht gedrängter Götter, Tiere, Dämonen und Kraftmenschen aus Granit und Stuck war beeindruckend. Vor dem Eingang mussten wir unsere Taschen leeren und auch die Handys und Kameras abgeben, bevor wir durch eine Schleuse wie auf dem Flughafen gehen durften.

Am Ende des Besuches erlebten wir eine Zeremonie, die wir uns allerdings etwas anders vorgestellt hatten, als dass einige Männer in verschwitzten T-Shirts auf den Schultern eine Platte mit einer Statue durch die Gänge trugen. Begleitet wurde das Ganze an der Spitze von einigen Männern, welche die Bezeichnung Musiker kaum verdienten.

Von der fototechnischen Seite aus betrachtet, wäre der Aufenthalt auf der Straße um den Tempel durch die vielen Pilger auf jeden Fall spannender gewesen.

Das Abendbuffet im Hotel um 19.30 Uhr war lecker. Leider gingen die Biertrinker an diesem Abend leer aus, denn heute war ein nationaler Feiertag und somit der Ausschank von Alkohol verboten.