Manaus

 

14. September – Flug nach Manaus

Heute verließen wir Salvador da Bahía und flogen um 9.30 Uhr über Brasilia, wo wir nur eine halbe Stunde Aufenthalt hatten und uns sehr beeilen mussten, in das Amazonasgebiet nach Manaus.

Um kurz nach 14 Uhr landeten wir pünktlich und nachdem wir unsere Koffer in Empfang genommen hatten, wartete schon die örtliche Reiseführerin Lucia, die uns die nächsten Tage begleitete. Da es bereits zu spät für eine Stadtrundfahrt war, fuhren wir sofort ins „Hotel Saint Paul“, machten uns auf dem angenehmen Zimmer frisch und starteten zu einem kurzen Spaziergang zur nahe gelegenen Oper, dem Teatro Amazonas, welches auch das Wahrzeichen der Stadt ist.

Bei einer Besichtigung wurde uns die Geschichte des Hauses erklärt und wir konnten uns den sehr schönen Theatersaal anschauen. Einige von uns kauften sich sehr preiswerte Karten für die abendliche Vorstellung. Da wir mehr zu den Opernmuffeln gehören, verzichteten wir gern auf das Schnäppchen.

Das sich inzwischen der große Hunger meldete, suchten wir uns nach der Besichtigung zu viert einen Platz vor dem Restaurant „Tambaqui de Banda“ gleich schräg gegenüber. Dort bestellten wir uns eine große Kanne mit frisch gepresstem Graviolasaft, Rindersteaks und einen Salat. Alles schmeckte ganz hervorragend!

Auf dem Rückweg schauten wir vor dem in der Abenddämmerung angestrahlten Opernhaus kurz die Aufführung einer Laientheatergruppe an und kauften auf dem Weg zum Hotel an einem Stand eine Flasche Wasser. Danach gingen aufs Zimmer und nutzten das WLAN.

15. September – Beginn der Bootstour auf dem Amazonas

Nach dem Frühstück verluden wir das Gepäck im Bus und machten eine kurze Stadtrundfahrt. Anschließend brachten wir unsere Koffer auf das Boot, mit dem wir später unsere Tour auf dem Amazonas beginnen wollten. Die Treppe hinunter zum Anleger war ziemlich steil und mit schweren Koffern gar nicht so leicht zu bewältigen.

Anschließend spazierten wir zu der von Gustave Eiffel konstruierten, unter Denkmalschutz stehenden Markthalle am Hafen, der „Mercado Municipal Adolpho Lisboa. Sie wurde 1883 eröffnet und man kann hier neben Fleisch, Fisch, Früchten und getrockneten Pflanzen für jedes Gebrechen auch Souvenirs kaufen.

In einem Geschäft kauften wir eine Tüte Nüsse sowie Trockenfrüchte, tranken einen frisch gepressten Orangensaft und bummelten noch etwas umher. Danach schauten wir zu den Fischerbooten am Wasser, die dort ihren Fang zum Verkauf anboten, bevor wir auf das für unsere Gruppe gecharterte Amazonas-Boot „Alberto Filho II“ stiegen, das für die nächsten vier Tage unser Zuhause sein würde.

Wir legten ab und erreichten nach 10 Kilometern „Encontro das Águas“, die Stelle, an welcher sich das schwarze saure Wasser des Rio Negro mit dem braun-gelben basischen des Rio Solimões vermischt. Das Wasser ist durch verschiedene Säuren, die vom Regen aus dem Boden gewaschen worden sind, kaffeebraun bis schwarz, enthält aber keine Schwebeteilchen. Durch das saure Wasser gibt es auch so gut wie keine Mückenlarven also auch keine Malariagefahr.

Dieses Naturschauspiel am Zusammenfluss war sehr interessant. Der Rio Solimoes fließt auch ungefähr dreimal so schnell wie der Rio Negro und ist immer kälter als 22 Grad, während der Rio Negro eine Temperatur über 28 Grad erreicht, was wir später beim Baden noch angenehm spüren konnten.

Danach bereiteten die drei netten Frauen der Crew für uns das Mittagessen zu, welches wir uns auf dem Deck schmecken ließen und der Kapitän hatte das Boot gewendet. Weiter ging es auf dem Rio Negro, bis wir nach 11 km die Ponte Rio Negro unterquerten. Diese etwa 3,5 km lange und fast eine halbe Milliarde Euro teure Brücke verbindet Manaus mit dem 27 km entfernten Iranduba und kann auch von Kreuzfahrtschiffen passiert werden.

Am späten Nachmittag stiegen wir an einem Steg aus und machten einen kurzen Spaziergang zu einer kleinen Lagune im Dschungel, wo uns neugierige Rhesusäffchen begegneten.

Anschließend stiegen wir in zwei kleinere Boote ein, um unser Glück beim Piranha-Angeln zu versuchen. Monika hatte Glück und konnte nach einigen Minuten einen aus dem Wasser ziehen.
Unser Guide bereite ihn vom Haken und musste dabei sehr auf die Messerscharfen Zähne des kleinen Kerls aufpassen, bevor er ihn wieder ins Wasser beförderte.

Als es bereits dunkel war, nahm jedes Boot einen jungen Mann an Bord. Diese suchten im Waser mit Taschenlampen nach reflektierenden Augen von kleinen Kaimanen. Einem gelang es auch, ein kleines Exemplar zu fangen und uns zu zeigen. Insgesamt brachte die Fahrt allerdings eine sehr magere Beute an Tierbegegnungen und wir waren froh, als wir wieder an Bord der „Alberta“ waren. Hier wartete schon das Abendessen auf uns.

Auf dem Oberdeck suchte dann jeder seine Hängematte, begab sich mit dem Waschzeug in eine der zwei kombinierten Duschen bzw. Toiletten und machte sich mattenfertig. Danach versuchte jeder, eine einigermaßen bequeme Schlafstellung in dem ungewohnten Schlafutensil zu finden.

16. September – Amazonas

Die erste Nacht in den Hängematten war überstanden!
Das allgemeine Schnarchen hatte zwar die Urwaldgeräusche übertönt, aber die Schlafstellung war gar nicht so unangenehm. Auch die gewohnten morgendlichen Rückenschmerzen waren fast nicht zu spüren.

Nach dem Frühstück an Bord fuhren wir weiter flussaufwärts bis zu einem Seitenarm des Flusses, um dort nach irgendwelchen Tieren in den Bäumen am Ufer zu suchen. Außer einigen Brüllaffen, einem Leguan, weit entfernten Vögeln und einer Hotelruine mitten im Dschungel war leider nicht viel zu entdecken.
Unsere Tour endete an einer Inselzunge mit feinem weißen Sand. Leider lud das Wetter nicht zum Schwimmen ein, so dass manche nur einen Strandspaziergang unternahmen.

Danach besuchten wir auf der weiteren Fahrt das Dorf „Acajatuba“, welches 1974 gegründet wurde. Hier leben die Caboclos, eine Mischrasse aus Indianern und weißen Einwanderern, die hauptsächlich Maniok und Früchte anbauen sowie Viehzucht betreiben.
Wir sahen uns Dorfkirche, Schule und Krankenstation von außen an und besuchten den Krämerladen.
Von den 200 Einwohnern spielt bestimmt fast die Hälfte im Moment Fußball auf dem großen Platz neben der Kirche.

Den im Programm geplanten Besuch der Delfine verschob unsere Reiseleiterin auf morgen früh, um gleich als erste Gruppe dort zu sein. Wir suchten uns einen Ankerplatz in Sichtweite der Delfinstation und ließen uns das wieder mit Liebe zubereitete Abendessen und die Caipis schmecken.

17. September – Delfine und Dschungel

Die zweite Nacht in den Hängematten war noch besser als die erste, auch wenn wieder einige versucht hatten, den gesamten Urwald abzusägen, hatte man sich doch mittlerweile an die ungewohnte Schlafstellung gewöhnt. Die Matten waren so eng aneinander aufgehängt, dass sie sich fast berührten. Mehr Platz war auf den kleinen Boot leider nicht vorhanden. Wer weit weg von der Treppe schlief und nachts auf die Toilette wollte, musste sich erst an und unter einigen Hängematten vorbeiquälen.

Nach dem Frühstück verließen wir unseren Ankerplatz und fuhren zur Station, an welcher die wilden Delfine zur Fütterung kommen, um die Tiere aus nächster Nähe zu sehen.
Dort konnten sich immer vier bis fünf Leute in Badesachen auf eine Plattform im Wasser stellen und ein Mann schlug mit der flachen Hand mehrmals aufs Wasser, um die Tiere, die sich vorwiegend mit Echoortung orientieren, anzulocken. Es dauerte nicht lange und wir sahen einzelne Flossen aus der Ferne auf uns zuschwimmen.

Die rosa Tiere sind Einzelgänger, werden bis zu drei 3 Meter lang und haben eine lange Schnauze und ganz kleine Augen.
Auch sind sie nicht so aktiv wie die Delfine im Ozean, weshalb man sie selten springen sieht. Durch das braun gefärbte Wasser konnte man leider nur einen halben Meter sehen, so dass der Delfin ganz plötzlich da war, den kleinen Fisch schnappte und danach wieder verschwand. Einige Male konnte man ein Tier berühren und das Fotografieren war nicht einfach. Spaß gemacht hat es aber auf jeden Fall.

Auf dem Boot wurden die Badesachen zum Trocknen aufgehängt und wir stiegen wieder in kleine Boote für eine weitere Pirschfahrt, um uns in einer Bucht interessant gewachsene Bäume und einige Wasservögel anzusehen.

Nach einer reichlichen Stunde waren wir zum Mittagessen zurück auf dem Boot, das inzwischen zur Inselzunge mit dem feinen Sand gefahren war. Noch kurz ein Bad in dem angenehm warmen aber ungewohnt dunkelbraunen Wasser und nach dem Essen eine Siesta in der Hängematte und danach fuhren wir wieder mit dem kleineren Boot zu einer Behausung, welche wieder nur über einen langen Bretterweg erreichbar war. Das ist hier notwendig, da der Wasserstand des Rio Negro im Jahr um etliche Meter schwankt. Sogar an einem Tag ändert sich die Tiefe oft bis zu einem Meter.

Wir wurden vom Sohn der Medizinfrau begrüßt und fuhren wieder mit dem kleinen Boot zu einer Anlagestelle, von der aus wir eine leichte Wanderung durch den Dschungel unternahmen. Dort zeigte er uns verschiedene Pflanzen, welche die Einheimischen zu medizinischen Zwecken verwenden und aus denen sie Nahrung und Wasser zum Überleben im Dschungel gewinnen.
Zurück in seinem kleinen Dorf zeigten uns die Frauen noch das Mahlen und Brotbacken aus Maniok. Wir durften anschließend auch kosten und es schmeckte mit dem dazu angebotenen Tee gar nicht so übel.

Am Nachmittag fuhren wir zur „Alberto Filho II“ zurück. Dort wollten wir heute Abend auf der Inselzunge essen und räumten dazu alle Tische und Stühle an Land.
Der Kapitän grub ein Loch, sammelte Brennholz und entzündete ein Lagerfeuer, um auf einem aus Ästen gebauten Gitterrost Fische zu braten. In der Ferne zogen jedoch schwarze Wolken auf, die uns nichts Gutes ahnen ließen.
Nach 15 Minuten entwickelte sich ein Gewitter, das rasch näher kam und es fielen die ersten Regentropfen und es wurde stürmisch.

Also Tische und Stühle wieder schnell aufs Boot geräumt und die Planen rund um die beiden Decks ausgerollt und festgezurrt. Derweilen versuchte der Kapitän die Fische in Regen und Wind fertig zu grillen. Eine Platte schütze dabei den Grill vor dem vom Wind aufgewehten feinen Sand.
Schließlich hatte er es geschafft und wir konnten uns den Fisch und die leckeren Beilagen schmecken lassen. Es knirschte zwar ab und zu beim Kauen, aber wir nahmen es mit Gelassenheit hin.

Als wir wegen des Sturmes ablegten, um uns eine sichere Bucht zu suchen, lief das Boot auf eine Sandbank, da das Wasser um 80 Zentimeter zurückgegangen war. Der Kapitän versuchte zunächst erfolglos, das Boot wieder frei zu kommen, schaffte es aber leider nicht.
Wir befürchteten schon, von Bord gehen zu müssen, um das Boot leichter zu machen. Schließlich stieg er ins hüfthohe Wasser und begutachtete die Sandbank. Die Tochter des Schiffsbesitzers übernahm das Steuer und wir mussten alle nach vorn, um die Schiffsschraube frei zu bekommen. Nach längerem Vor und Zurück kamen wir nach einer halben Stunde endlich frei und erreichten sicher unsere Bucht zum Übernachten.

18. September – Besuch bei Indios und Gummimuseum

Heute hieß es Abschied nehmen vom Rio Negro. An die Übernachtung in den Hängematten hatte ich mich ja nun fast gewöhnt und würde es jederzeit wieder tun. Das Wetter hatte sich wieder beruhigt und wir legten nach dem Frühstück ab und machten uns auf den Rückweg nach Manaus.
Nach einer Stunde legten wir an einem Indiodorf an, um etwas über deren Lebensweise zu erfahren. Da gerade die Besatzung eines anderen Bootes zu Gast war, kletterten wir einen ausgewaschenen Weg hinauf und sahen uns zunächst das Wohnhaus, in dem der Stamm lebt, von außen an.
Danach konnten wir uns im Empfangshaus die von den Indios hergestellten Souvenirs anschauen und der Häuptling erzählte uns Interessantes von der Lebensweise des Stammes, was uns Lucia jeweils übersetzte.
Nach dem auf einem Palmenstamm von der Frau des Häuptlings etwas Harz entzündet wurde, um das Böse aus dem Haus zu vertreiben, führte man uns drei verschiedene Tänze vor, wobei wir beim letzten mit einbezogen wurden.

Wir bedankten und verabschiedeten uns und fuhren weiter in Richtung Manaus.

Nach dem Mittag an Bord legte wir am Gummimuseum „Museu Seringal Vila Paraiso“ an. Es wurde ursprünglich als Filmkulisse gebaut, zeigt aber jetzt als Museum, wie die Kautschukbarone lebten und der Kautschuk in mühevoller Kleinarbeit Tropfen für Tropfen gewonnen wurde.

Anschließend liefen wir wieder in Manaus ein und verabschiedeten uns von der netten und sehr hilfsbereiten Bootsbesatzung. Diesmal an einem Steg von dem wir mit unserem Gepäck eine ziemlich steile Treppe zum Hotel „Tropical Manaus Ecoresort“ erklimmen müssten.
Hier hatten wir Gelegenheit, saubere Toiletten zu finden, einen hoteleigenen kleinen Tierpark zu besuchen und auf die Kleinbusse zu warten, die uns zum Flughafen bringen würden. Denn wir flogen kurz nach 19 Uhr weiter ins Pantanal nach Cuiabá mit Zwischenlandung in Brasilia.